Über den Betrieb
Im mittelhessischen Hügelland (Landkreis Waldeck-Frankenberg) nordöstlich von Marburg in Rauschenberg wirtschaftet Herr Wagner auf ca. 300 m ü. N.N. Die Mehrzahl der um die Hofstelle arrondierten Betriebsflächen setzt sich aus Grünlandflächen zusammen, die als extensive Mähweiden angesprochen werden können. Auf etwa 20% der Betriebsfläche findet Ackerbau statt. Der Betrieb Wagner hat sich auf Rindermast spezialisiert und vermarktet seine Produkte über die Erzeugergemeinschaft Bio-Rind. Einige seiner Betriebsflächen sind innerhalb des EU-Vogelschutzgebiets "Burgwald (5018-401)" und dem Naturraum „Burgwald“ zugehörig. Geologisch handelt es sich um ein ausgedehntes Buntsandsteinplateau, dass teilweise mit Lösslehm bedeckt ist. Der Betrieb wurde 2002 auf ökologischen Landbau umgestellt und ist Mitglied bei Bioland.
74 ha Grünland, 14 ha Ackerland
Mutterkuhhaltung, Rindermast und Viehhandel
30 Jungrinder und ein Mastochse, 45 Mutterkühe und Kälber
Maßnahmen für die Artenvielfalt
Auf dem Betrieb werden viele unterschiedliche Naturschutzleistungen erbracht. Die einzelnen Maßnahmen werden auf ausgewählten Flächen bzw. Teilflächen umgesetzt.
Ackerland
- Reduktion von Striegeln und Hacken
- Anbau von Luzerne-/Klee-Grasgemenge (LKG)
- Ruhephasen in der Brutzeit im LKG
- Vielfältige Fruchtfolge
- Kleinflächige Anbaustruktur
Grünland
- Extensive Wiesen und Weiden
- Reduzierte Düngung
- Ruhephasen in der Brutzeit im Grünland
- Stehenlassen von Teilflächen im Grünland
- Heunutzung
- Schonende Mahdverfahren
- Spezielle Maßnahmen für wertvolle Biotope im Grünland
Landschaftselemente
- Totholz- und Reisighaufen
- Strukturreiche Waldränder
Hofstelle
- Ställe und Scheunen als Vogelhabitate
Ergebnisorientierte Leistungen
- Vorkommen gefährdeten Tierarten
- Artenreiche Äcker
- Artenreiches Grünland
- Gefährdete Lebensraumtypen
Landwirtschaft und Artenvielfalt
Die etwa 30 Koppeln auf 68 ha Fläche mit 6-7 Herden aus Angus, Fleckvieh, Limousin und Kreuzungen werden als Umtriebsweide mit geringer Besatzdichte genutzt. Die Tiere werden ab den 15. April auf die Grünländer gelassen, gehen aber in Hofnähe trotzdem noch in den Stall. Bei der Zweitnutzung der Mähweiden findet auf einigen Flächen zuerst eine Beweidung statt, auf anderen erst eine Schnittnutzung und daran anschließend eine Beweidung. Ein Mulchschnitt auf den Mähweiden erfolgt je nach Wetterlage im Oktober/November. Auch Nachsaaten in der Nähe der Hofstelle erfolgen im Spätherbst. Auf den durch frische Standortverhältnisse charakterisierten Mähweiden kommen aufgrund der geringen Besatzdichte diverse Magerkeitszeiger und ‚High Nature Value – Kennarten‘ des Grünlands wie z.B. Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Rotschwingel (Festuca rubra), Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys) und Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) vor. Auf einen Mähaufbereiter, der sich nachteilig auf die Insektenfauna auswirkt, wird grundsätzlich bei allen Arbeitsgängen verzichtet. Auf einem Großteil des Grünlandes wird eine Festmistdüngung durchgeführt; nur auf den Flächen um die Hofstelle findet eine moderate Jauchedüngung statt. Trockene Mähwiesen und trockene Bereiche der Mähweiden werden nicht gedüngt und fördern daher das Aufkommen von Magerkeitszeigern. Die Heuwiesen werden meist erst ab Mitte Juni (frische Tallagen) bzw. im Juli (Hanglagen) gemäht.
Zukünftig wird Herr Wagner an den je zwei Rändern von fünf Frischwiesen beim 2. Schnitt (Silage) Altgrasstreifen anlegen. Diese bleiben überjährig bis zum Heuschnitt (1. Schnitt) im kommenden Jahr stehen und dienen neben der Förderung von Insekten u.a. auch der Entwicklung von Hochstaudenfluren mit Echtem Mädesüß (Filipendula ulmaria) und Engelwurz (Angelica sylvestris) entlang von Grabenrändern sowie an trockenen Böschungen von Wegestrukturen. Auf einem Hektar bewirtschaftet Herr Wagner eine Nasswiese, unter anderem mit Vorkommen der Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), die 1-2mal jährlich kurz beweidet wird.
Auf den sandig-skelettreichen Äckern (alle unter 4 ha) werden Winterweizen-Triticale-Sommergerste (teilweise mit Rotklee-Untersaat) und 2-4 Jahre Kleegras angebaut. Bisher wurde das Kleegras zwei Jahre genutzt, soll aber zukünftig eventuell noch ein Jahr länger stehen und wird maximal dreimal jährlich gemäht. Ein erster Schnitt erfolgt Mitte Mai, der zweite Schnitt dann 8-10 Wochen später, was optimal als Ruhezeit für die Zweitbrut von Feldvögeln ist. Ein dritter Schnitt wird je nach Wetterlage durchgeführt. Auf einigen Äckern baut Herr Wagner zudem Ackergras an. Striegeln erfolgt max. einmal im Jahr im Vorauflauf. Aus floristischer Sicht kann die Segetalflora der Äcker als Sandmohn-Gesellschaft mit Übergang zur Kamillen-Gesellschaft angesprochen werden. In den zumeist nicht sehr dichten Beständen treten charakteristische Arten wie Saat-Mohn (Papaver argemone), Acker-Krummhals (Anchusa arvensis), Acker-Frauenmantel (Aphanes arvensis), Acker-Spergel (Spergula arvensis), Einjähriger Knäuel (Scleranthus annuus) und Echte Kamille (Matricaria recutita) zerstreut auf.
In den drei offenen Viehställen und Hofgebäuden finden Rauchschwalben (Hirundo rustica) gute Nistbedingungen. Als wertgebender Tierarten auf den Betriebsflächen kommen Kuckuck (Cuculus canorus) und als Verantwortungsart der Rotmilan (Milvus milvus) vor. Im privaten Garten hat Herr Wagner Steinhaufen angelegt, die u.a. vom Mauswiesel (Mustela nivalis) genutzt werden.
Im Bereich der Landschaftselemente legt der Betrieb Wagner Totholz- und Reisighaufen an und sorgt damit für eine abgestufte Gestaltung an den Waldrandbereichen der Grünländer.
Kontakt
Wilfried Wagner / Auf der Höhe 3 / 35282 Rauschberg