Über den Betrieb
Die Landschaft der Fuldaer Senke ist durch sehr hohe Anteile an Acker- und Siedlungsfläche gekennzeichnet. Gute Böden fördern die ackerbauliche Nutzung und der Flurbereinigungsgrad ist sehr hoch, wodurch Kleinstrukturen meist fehlen. Der auf Mutterkuhhaltung, Rinderzucht und Direktvermarktung von Eiern aus den eigenen Hühnermobilen und Rindfleisch ausgelegte Hof der Familie Helmer liegt westlich von Fulda auf 300 m ü. N.N. Teile der Betriebsflächen befinden sich im FFH-Gebiet „Obere und Mittlere Fuldaaue“ und Naturschutzgebiet „Haimberg bei Mittelrode“ und gelten als Priorität 2-Flächen für Arten der Vogelschutz-Richtlinie und besondere Vogel-Arten in Hessen. Über 80 % der Betriebsflächen liegen in der Wasserschutzzone 2 und 3, hier trägt die Familie Helmer als Leitbetrieb in Kooperation mit dem örtlichen Wasserversorger dazu bei, dass die Nitratauswaschung minimiert und die Gewässer geschützt werden. In ihrem Hofladen „Stadt Bauer“ machen sie sich für die Nose-to-Tail-Verwertung stark: Alle Teile des Rindes sollen – so wie es auch früher gang und gäbe war – verwertet werden, nicht nur die Filetstücke. Der Betrieb wurde 2014 auf ökologischen Landbau umgestellt und ist Mitglied bei Naturland.
57 ha Grünland, 30 ha Ackerland
Mutterkuhhaltung, Rinderzucht, Hühnerhaltung, Ackerbau, Direktvermarktung
60 Mutterkühe + Kälber, 50-60 Rinder/Bullen, 675 Legehennen in drei Hühnermobilställen, 3 Pferde
Maßnahmen für die Artenvielfalt
Auf dem Betrieb werden viele unterschiedliche Naturschutzleistungen erbracht. Die einzelnen Maßnahmen werden auf ausgewählten Flächen bzw. Teilflächen umgesetzt.
Ackerland
- Reduktion von Striegeln und Hacken
- Ackerwildkrautschutz
- Vielfältige Fruchtfolge
- Kleinflächige Anbaustruktur
- Mischfruchtanbau
Grünland
- Extensive Wiesen und Weiden
- Ruhephasen in der Brutzeit
- Heunutzung
- Spezielle Maßnahmen für wertvolle Biotope im Grünland
Landschaftselemente
- Hecken
- Besondere Altbäume (über 200 Jahre alt)
- Kopfweiden
Hofstelle
- Ställe und Scheunen als Vogelhabitate
- Quartierhilfen für Fledermäuse
Ergebnisorientierte Leistungen
- Vorkommen gefährdeter Tierarten
- Vorkommen gefährdeter Ackerwildkräuter
- Artenreiche Äcker
- Artenreiches Grünland
- Gefährdete Lebensraumtypen
Landwirtschaft und Artenvielfalt
Von Mitte April bis Oktober wird ein Großteil des Grünlandes als Portionsweide (seit 2021 auch Umtriebsweide) für die vier Blonde d’Aquitaine-Herden genutzt. Die Wintermonate verbringen die Rinder in offenen Laufställen mit großzügigem Auslauf und Stroh-Einstreu. Auf kleinflächig mageren Extensivweiden auf Muschelkalkböden führt eine geringe Besatzdichte zur Förderung von seltenen Arten wie Silberdistel (Carlina acaulis), Deutschem Ziest (Stachys germanica), Kleinem Zittergras (Briza media) und Österreich-Lein (Linum austriacum). Auf der Mehrzahl der Wiesen findet der erste Schnitt in der dritten Maiwoche und dann erneut alle 6-8 Wochen (3-4 Schnitte) statt. Sie dienen der Silage- und Heunutzung, wobei die Qualität der ersten zwei Schnitte für die Mutterkühe benötigt wird und der dritte (meist der zweite Schnitt, aber nur in geringem Maß) Schnitt der Heunutzung dient. Aufgrund der häufigeren Nutzung weisen sie nur eine durchschnittliche floristische Diversität auf.
Auf ca. sieben Hektar findet über das hessische Agrarumweltprogramm (HALM) jedoch eine Spätmahd ab 07. Juni statt. Auf den dortigen Halbtrockenrasen finden Magerkeitszeiger wie Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Kleinem Wiesenknopf (Sanguisorba minor) und Magerwiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) gute Entwicklungsbedingungen. Auf einer Feuchtwiese in im FFH-Gebiet "Obere und Mittlere Fuldaaue" bewirkt die späte Heuschnittnutzung optimale Bedingungen für die Ausbildung einer arten- und blütenreichen Flachland-Mähwiese (LRT 6510) mit Arten wie Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) und Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta). Eine Fläche im NSG „Haimberg“ wird sogar erst nach dem 1. Juli gemäht. Auf allen spätgemähten Standorten und die dadurch bedingten langen Ruhezeiten in Brutzeit profitiert neben der Avifauna auch die Insektenfauna vom reichhaltigen Blütenangebot. Alle HALM-Flächen dienen ausschließlich der Heunutzung und weisen durch die extensive Nutzung einen hohen Naturwert auf, was die Vielzahl an sog. ‚High Nature Value – Kennarten‘ des Grünlandes belegt. Das naturschutzfachliche Potential auf den Betriebsflächen der Familie Helmer für Säume entlang von Bächen, Waldrändern und Wegestrukturen soll in den kommenden Jahren evaluiert werden.
Auf den Äckern (alle unter 5 ha), die vor allem sandige Lehme, Rötböden und skelettreiche Muschelkalke umfassen, werden neben Getreide (Winterweizen, Triticale, Hafer-Sommergerste-Erbsen-Gemenge) auch Mais, Klee- und Ackergras sowie Kartoffeln zum Verkauf im Hofladen angebaut. Gestriegelt wird in einigen Getreidekulturen maximal einmal im Vorauflauf (im Vorauflauf wird nur der Mais gestriegelt, Weizen und Triticale nach Bedarf einmal, das Sommergemenge nicht). Dieses Vorgehen scheint seltene Segetalarten wie z.B. den Acker-Hahnenfuß (Ranunculus arvensis) zu begünstigten der z.T. flächendeckend auf einigen Äckern vorkommt. In Kulturen wie Triticale wird auf Striegeln komplett verzichtet. Auf einer Eigentumsfläche der Stadt Fulda ist zeitnah die Ausweisung eines Schutzackers für Ackerwildkräuter geplant. Der flachgründige, sehr skelettreiche und daher wenig ertragreiche Muschelkalk-Standort an den Ausläufern des Haimbergs ist ideal für die Förderung seltener und z.T. vom Aussterben bedrohter Arten wie Acker-Haftdolde (Caucalis platycarpos), Acker-Rittersporn (Consolida regalis), Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis), Breitblättriger Wolfsmilch (Euphorbia platyphyllos) und Großblütigem Feld-Stiefmütterchen (Viola arvensis subsp. megalantha). Auch die hiesige Insekten- und Avifauna mit Rebhühnern (Perdix perdix), Rotmilan (Milvus milvus) und Feldlerchen (Alauda arvensis) profitiert von einer solchen Maßnahme.
Einige Landschaftselemente, u.a. Altbestände und Neuanlagen von Hecken, Altbäume als Naturdenkmal sowie elf Kopfweiden, die durch die Stadt Fulda geschneitelt werden, bereichern die Kulturlandschaft. Einige Betriebsflächen von Familie Helmer sind auch Teil am Ökologischen Vernetzungselement "Saurode" (Bach). Fünf offene Gebäude bieten für Feldsperlinge (Passer montanus) und Rauchschwalben (Hirundo rustica) optimale Nistbedingungen. Ein Kuckuck (Cuculus canorus) brütet am Stall und auch die Schleiereule (Tyto alba) ist an der Hofstelle anzutreffen.
Kontakt
Andrea Helmer – Stadtbauer / Reinhardserstraße 8 / 36041 Fulda-Niederrode
Webseite: www.stadtbauer-fulda.de