Der Schreiadler (Aquila pomarina) gehört zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten Deutschlands. Er ist etwas größer als ein Bussard und lebt sehr heimlich. Die Art der Landbewirtschaftung in der Umgebung seiner Brutwälder ist entscheidend für den Bruterfolg.
Lebensraum und Ökologie
Der Schreiadler baut seine Horste in naturnahen, ungestörten Wäldern, die meistens feuchte Bereiche aufweisen. Seine Nahrung sucht er überwiegend im Grünland oder auch auf Äckern mit Kleegras. Im Gegensatz zu anderen Greifvögeln ist er dabei auch häufig zu Fuß unterwegs. Die Hauptnahrung besteht in Deutschland aus Wühlmäusen sowie anderen Kleinsäugern und Amphibien.
Entscheidend für die Qualität eines Schreiadler-Lebensraumes ist die enge Verzahnung von Brutwäldern und günstigen Nahrungshabitaten im Offenland. Je weiter die Adler während der Jungenaufzucht vom Horst wegfliegen müssen, desto geringer ist der Bruterfolg. Und: die Nahrungshabitate müssen eine günstige Vegetationsstruktur zum Jagen aufweisen. Ungenutzte, verfilzte Grünlandflächen sind ebenso ungeeignet wie häufig gemähte, nahrungsarme Flächen. Gute Nahrungshabitate sind extensiv und mosaikartig genutzte, wenig oder nicht gedüngte Wiesen und Weiden.
Der Schreiadler ist ein Zugvogel: jedes Jahr fliegen die Vögel auf einer eng begrenzten Zugstrecke ungefähr 10.000 km in ihr Winterquartier im südlichen Afrika. Im April treffen die Adler in den heimischen Brutgebieten ein.
Gefährdung
Der Schreiadler ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Das Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg.
Die Gefährdungsursachen sind vielfältig: Intensive Waldbewirtschaftung macht die Brutwälder ungeeignet, intensive Landwirtschaft und Grünlandumbruch vernichten die Nahrungshabitate. Außerdem ist der Schreiadler stark von Abschuss auf seinen langen Zugwegen betroffen.
Vorkommen auf den ökologisch bewirtschafteten Projektbetrieben
Der Schreiadler kommt auf mehreren Projektbetrieben in Nord-Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vor. Die extensive Grünlandbewirtschaftung, in der Regel Weidetierhaltung, und ein hoher Anteil von Kleegras im Ackerbau bieten dort sehr günstige Nahrungshabitate. Ein seit vielen Jahren kontrolliertes Paar in der Mecklenburgischen Schweiz hat regelmäßig Jungvögel mit besonders hohem Körpergewicht.
Welche Maßnahmen sind besonders zur Förderung des Schreiadlers geeignet?
Wesentlich für den Schreiadler ist ein hoher Anteil von extensiv bewirtschaftetem Grünland oder Kleegras in der Umgebung der Brutwälder. Grünlandumbruch zu Acker ist deshalb dort absolut tabu. Förderlich für ein gutes und kontinuierliches Nahrungsangebot ist die Mosaiknutzung: es wird immer nur ein Teil der Grünland- oder Kleegrasflächen gemäht bzw. beweidet. Einzelne Bäume als Ansitzwarten oder Tümpel mit Amphibien erhöhen zusätzlich die Qualität der Nahrungsflächen.
Maßnahmen im Handbuch „Landwirtschaft für Artenvielfalt“:
- A7 Anbau von Kleegras
- A9 Hochschnitt im Kleegras
- A11 Mosaiknutzung im Kleegras
- G1 Grünland
- G4.1 Keine Düngung im Grünland
- G4.2 Keine Düngung außer P, K
- G8 Mosaiknutzung im Grünland
- G10.1 Hochschnitt großflächig
- G10.2 Hochschnitt kleinflächig
- G12 Umwandlung Ackerland in Grünland
- L5 Kleingewässer
- L6.1 Amphibienstreifen im Grünland und Kleegras
NATURA2000 Schutzstatus: Vogelschutzrichtlinie Anhang I
Texte: F. Gottwald & K. Stein-Bachinger; erstellt im Rahmen des WWF-Projektes „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ 2015