Rotbauchunke

Die Rotbauchunke (Bombina bombina) hat ihren Namen von der orange-rot gefleckten Bauchseite. Bei Gefahr gehen die Tiere in eine Schreckhaltung, indem sie Teile der Unterseite nach oben drehen und mit der Warnfärbung signalisieren, dass sie ungenießbar sind.

Lebensraum und Ökologie

Neben den ursprünglichen Biotopen in den großen Flußtälern besiedelt die Rotbauchunke bevorzugt kleingewässerreiche offene Agrarlandschaften. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden häufig Feldsölle besiedelt, und zwar sowohl im Grünland als auch im Ackerland. Typische Laichgewässer sind besonnt, flach und weisen eine reiche Unterwasser- und Sumpfvegetation auf. Hochwüchsige und dichte Röhrichtgürtel am Ufer werden hingegen gemieden. Auch periodisch austrocknende Gewässer werden besiedelt. Diese bieten für die Unken sogar besonders gute Fortpflanzungsbedingungen, da dort keine Fische auftreten, die als Freßfeinde den Laich dezimieren.

Die Larven „weiden“ gerne im Schutz von Unterwasservegetation den auf Sumpf- und Wasserpflanzen wachsenden Algenrasen ab. Erwachsene Unken ernähren sich von Insekten, Krebstieren, Spinnen, Regenwürmern usw. Im Wasser stehen z.B. Mückenlarven auf dem Speisezettel.

Die Unken finden sich meist im April an den Laichgewässern ein, die Hauptlaichzeit liegt im Mai und Juni. Im Sommer halten sich die Tiere auch viel in nahrungsreichen Landlebensräumen in der Umgebung der Laichgewässer auf. Günstige Sommerlebensräume sind feuchte Wiesen und Weiden, aber auch Kleegras- und Stoppelfelder mit Wildkräutern sowie Feldraine. Die jungen Unken verlassen meist im Juli und August die Gewässer. Im September und Oktober erfolgt die Abwanderung in Winterquartiere. Der Aktionsradius der Rotbauchunke beträgt dabei maximal 500m bis 1km um die Laichgewässer. Wichtig für die Überwinterung sind Höhlungen im Boden, z.B. unter Wurzelstöcken, in Kleinsäugerbauten oder in Lesesteinhaufen. Überwinterungshabitate finden sich in Feldgehölzen und in Randbereichen von Wäldern, aber auch in den Sommerlebensräumen.

Verbreitung und Gefährdung

Rote Liste: „stark gefährdet“ (Kat. 2) in Deutschland, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern

Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL): Anhang II und IV

Die Rotbauchunke ist vor allem im kontinental geprägten Europa verbreitet. In Deutschland kommt sie nur im Nordosten vor. Die westliche Verbreitungsgrenze in Deutschland ist gleichzeitig die westliche Arealgrenze der Art und verläuft aktuell im Elbetal.

Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben somit eine hohe Verantwortung für den Erhalt der Art in Deutschland. In beiden Bundesländern ist die Rotbauchunke stark gefährdet (Kat. 2). Ehemals große Vorkommen sind in den vergangenen Jahrzehnten stark geschrumpft.

Gefährdungsursachen sind die Zerstörung oder Beeinträchtigung von Laichgewässern und Landlebensräumen. Wenn bis an die Gewässerränder intensive Ackerbewirtschaftung stattfindet, müssen die Unken zum Sommerlebensraum und Winterquartier weite Strecken zurücklegen und sind dabei vielfältigen Gefährdungen z.B. durch Bodenbearbeitung auf den Flächen ausgesetzt. In der konventionellen Landwirtschaft kommen noch Anwendungen von Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln hinzu, die direkt schädigend auf die Tiere wirken.

Die Lebensraumeignung im Grünland wird durch Entwässerung und Düngung sehr stark beeinträchtigt. Die in Folge dichten Pflanzenbestände sind von den Unken am Boden kaum noch zu durchlaufen und zudem arm an Nahrungstieren. Im Grünland und im Kleegras sind die Jungtiere außerdem bei der Mahd gefährdet.

Vorkommen auf den Projektbetrieben

Die Rotbauchunke ist auf mehreren Betrieben verbreitet und stellenweise häufig. Bei Untersuchungen von 23 Gewässern auf ausgewählten Flächen zweier Betriebe in Nordwest-Mecklenburg konnten 2015 in 16 Gewässern Rotbauchunken nachgewiesen werden. Außerdem traten meist weitere gefährdete Amphibien auf wie Kammmolch und Laubfrosch.

Im Bereich von 2300 ha Betriebsflächen von Gut Temmen in der Uckermark (davon rund 2000 ha Ackerland) wurden im Rahmen der FFH-Managementplanung 640 Kleingewässer kartiert. Davon waren 144 von der Rotbauchunke besiedelt!

Welche Maßnahmen sind besonders zur Förderung der Rotbauchunke geeignet?

Wesentlich ist für die Rotbauchunke ein enger Verbund von geeigneten Laichgewässern und Landlebensräumen. Je besser diese Biotope miteinander verzahnt sind, desto geringer sind die Verluste auf Wanderungen zwischen diesen Lebensräumen. Deshalb sind gut strukturierte Gewässerrandstreifen mit Grünland, Kleegras oder sonstiger grünlandartiger Vegetation eine prioritäre Maßnahme zur Förderung der Art.

Eine Vernetzung von Gewässern sowie von Gewässern und Landlebensräumen kann z.B. durch Grünstreifen oder Hecken mit krautigen Säumen erfolgen. Dicht beieinanderliegende Kleingewässer in Äckern sollten zu einem Biotopkomplex verbunden werden.

Auf gewässerreichen Ackerflächen mit Vorkommen der Rotbauchunke sollte im Zeitraum April bis September eine amphibienschonende Bodenbearbeitung durchgeführt werden. Dies bedeutet möglichst nicht zu pflügen, da diese Art der Bodenbearbeitung die Tiere am meisten schädigt. Eine pfluglose Bodenbearbeitung ist im Ökologischen Landbau allerdings dauerhaft nicht möglich, da sich dann Problemarten der Wildkräuter zu stark ausbreiten. Unproblematisch ist in der Regel eine Bodenbearbeitung bei trockenem, heißem Wetter auf vegetations- und damit deckungsarmen Ackerschlägen, da dort dann kaum Tiere unterwegs sind.

Grünland oder Kleegras im Umfeld von Gewässern sollten während des Landaufenthaltes der Unken von Juli bis September möglichst nicht oder mit Hochschnitt gemäht werden.

 Maßnahmen im Handbuch „Landwirtschaft für Artenvielfalt“:

  • A2.3       Überwinternde Stoppelbrache
  • A3          Eingeschränktes Pflügen in der Umgebung von Kleingewässern
  • A7          Kleegras Basis
  • A9          Hochschnitt im Kleegras
  • G3.2       Kein Walzen/Schleppen 15.3. bis 31.7.
  • G3.3       Verzicht auf Schleppen/ Walzen
  • G4.1       Keine Düngung
  • G4.2       Keine Düngung außer P,K
  • G10.1     Hochschnitt großflächig
  • G10.2     Hochschnitt großflächig
  • G12        Umwandlung Ackerland in Grünland
  • L1          Landschaftselemente
  • L2.1       Feldgehölze und Baumhecken
  • L2.2       Hecken und Gebüsche
  • L4          Ungenutzte Offenflächen
  • L5          Kleingewässer
  • L6.1       Ampibienstreifen im Grünland und Kleegras
  • L6.2       Ampibienstreifen im Acker
  • L7.1        Blänken im Grünland
  • L7.1        Periodische Vernässungen im Acker
  • L8.2       Säume auf besseren Standorten
  • L9          Schutzstreifen im Umfeld von Gewässern und Mooren
  • L10        Lesesteinhaufen und Steinwälle

Texte: F. Gottwald & K. Stein-Bachinger; erstellt im Rahmen des WWF-Projektes „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ 2015