Über den Betrieb
Der Betrieb wird seit 2000 ökologisch bewirtschaftet. Die Böden werden durch Parabraunerden auf Lösslehm oder flachgründige Rendzinen aus Kalksteinverwitterung geprägt. Die mittleren Jahresniederschläge liegen bei 800 mm. Zurzeit (2018) gehören 24 ha Ackerland und 76 ha Grünland zur Betriebsfläche. Ca. 300 Streuobstbäume sind auf 20-30 Flächen verteilt. Der Streuobstbestand besteht vorwiegend aus höhlenreichen Altbäumen, an den Flächen befinden sich häufig strukturreiche Feldhecken.
Der Betrieb hält 45 Mutterkühe mit ca. 64 Jungrindern und Kälber der Rasse Limousin und vereinzelt Braunvieh sowie einen Bullen. Das Grünland wird vorzugsweise ab Mai beweidet, die zweite Nutzung erfolgt ca. 4 Wochen später. Je nach Standort erfolgen 1-2 weitere Nutzungen pro Jahr. Ein Teil der Grünlandflächen befindet sich an steilen Hängen und ist von Wald eingeschlossen, was eine Nutzung deutlich erschwert. Bis auf die FFH-Wiesen (Fauna-Flora-Habitattyp) im Neckartal werden alle Flächen mit Festmist je nach Verfügbarkeit gedüngt.
Kleegras wird auf ca. 9 ha angebaut und zwei Jahre genutzt. Des Weiteren werden Winterweizen, Sommergerste bzw. Hafer, Dinkel, Lein in geringen Mengen sowie Hafer/Gerste/Erbsen-Gemenge angebaut. Der Betrieb baut alte Getreidesorten wie den Oberkulmer-Rotkorn (Dinkel) an. Die Ackerzahl liegt im Mittel bei 35.
Auf mehreren Flächen kommen bemerkenswerte Ackerwildkräuter vor wie der Acker-Hahnenfuß (Ranunculus arvensis, Rote Liste ´gefährdet´) mit mehreren Fundorten auf verschiedenen Schlägen. Weitere typische Arten sind Ackerröte (Sherardia arvensis), Gezähntes Rapünzchen (Valerianella dentata), Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis), Rainkohl (Lapsana communis), Schlitzblättriger Storchschnabel (Geranium dissectum) und mehrere Ehrenpreis-Arten (Veronica). An Problemarten im Getreide ist vor allem Hederich zu nennen.
Das Grünland ist häufig artenreich und vielfach mit altem Streuobstbestand bewachsen. Wertgebend Arten sind z.B. Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Knollen-Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus), Margerite (Leucanthemum vulgare agg.), Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Steifhaariger Löwenzahn (Leontodon hispidus), Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) oder Thymian (Thymus spec.). Es handelt sich überwiegend um Frischgrünland (Glatthaferwiesen) mit Übergängen zu Kalkmagerrasen. Im Neckartal befinden sich außerdem 9 ha Grünland, die als FFH-Wiesen (Frischwiesen) ausgewiesen sind. Die Artenvielfalt von Blütenpflanzen ist ein guter Indikator für die Gesamtartenvielfalt: in blütenreichen Biotopen kommen in der Regel auch viele Blütenbesucher wie Schmetterlinge und Bienen vor. Die Artenvielfalt bei den Pflanzen zeigt auch eine günstige Vegetationsstruktur an, mit ausreichender Besonnung des Erdbodens, was günstig ist für wärmeliebende Insekten wie Heuschrecken. Viele Insekten bieten wiederum den Vögeln und anderen Tieren eine gute Nahrungsgrundlage.
Wesentliche Maßnahmen und Leistungen für die Artenvielfalt auf dem Betrieb sind:
– Der Großteil des Grünlandes wird vor dem 10.4. geschleppt und generell wird auf das Walzen verzichtet, so dass keine Gefährdung für Bodenbrüter besteht und bodenlebende Insekten kaum gefährdet sind. Steillagen werden weder geschleppt noch gewalzt.
– Fast die Hälfte des Grünlandes wird nicht gedüngt.
– Auf den Neckarhängen erfolgt eine extensive Beweidung wertvoller Magerrasen in Steillage. Außerdem erfolgt auf 2,5 ha Landschaftspflege.
– Auf 9 ha FFH-Grünland wird eine Ruhezeit ohne Nutzung von 10 Wochen innerhalb der Brutzeit eingehalten.
– Der Verzicht auf Mähaufbereiter schont die Insektenfauna bei der Mahd.
– Der Anbau alter Getreidesorten verbessert die Lebensraumbedingungen wild lebender Tier- und Pflanzenarten, da sie meist weniger ertragreich sind und lichte Bestände bilden.
– Die Bewirtschaftung und Pflege von Streuobstwiesen und -weiden erhält artenreiche Lebensräume einer alten Kulturlandschaft.
– Im Grünland sind sehr artenreiche Wiesen und Weiden mit Übergängen zu Kalkmagerrasen ausgebildet.
– Bei der Mahd bleiben auf einigen Flächen Streifen und Säume als Rückzugsraum für Insekten stehen.
Standort
Baden-Württemberg / Deutschland