Über den Betrieb
Der Betrieb liegt auf der Halbinsel Eiderstedt, einer Region mit extrem hohen Grünlandanteil, der entgegen des bundesweiten Trends erhalten werden konnte. Daher hat Eiderstedt eine europaweit wichtige Funktion für Wiesenbrüter, als auch Gastvögel. Es handelt sich bei dem Grünland um echte Gunststandorte mit hoher Grünlandzahl (Bodengüte) und hohen Jahresniederschlagsmengen. Daher ist es auch aus landwirtschaftlicher Sicht sinnvoll hier zu Beweiden.Der Betrieb teilt sich in 3 Betriebszweige auf. Er verfügt über einer 150 Kopf große Milchviehherde, diese wird extensiv ökologisch geführt und der Großteil der Milchleistung wird dem Weidegras gewonnen, Silomais wird nicht gefüttert. Neben dem Milchvieh hält der Betrieb eine Mutterkuhherde von 130 Stück, ein Teil der Absetzer wird im eigenen Betrieb gemästet. Die Färsen werden im Weidemastverfahren gehalten. Als Besonderheit führt der Betrieb eine Mischbeweidung mit Schafen durch, dabei werden Rinder und Schafe zugleich auf einer Fläche gehalten. Dies hat zum Vorteil, dass die Schafe von Rindern gemiedene Bereiche mit abgrasen und umgekehrt. Dadurch, dass in diesem Verfahren somit relativ viel Fläche je Schaf zur Verfügung steht, ist der Parasitendruck auf die Schafe relativ gering und diese müssen seltener entwurmt werden. Dies kommt auf der Vogelwelt zu Gute, da der Kot von den nicht entwurmten Tieren mehr Insekten enthält. Auch diese Mischbeweidung ist im Grunde die traditionelle Art der Beweidung auf Eiderstedt.Herr Miehe hat als junger Mann durch die Übernahme von einem Betrieb und den weiteren Erwerb von landwirtschaftlicher Fläche einen großen Schritt gewagt und diese dann auch noch auf den ökologischen Landbau umgestellt. Durch den Einsatz der traditionellen Weideverfahren (ohne Einzäunung und Mischbeweidung) trägt der Betrieb einen wichtigen Beitrag zu Erhalt dieser einzigartigen Kulturlandschaft bei. Durch die Spezialisierung auf ökologische Milchwirtschaft und die die Weidemast hat der Betrieb einen Weg gefunden diese traditionellen Weideverfahren auch in Zukunft weiterhin wirtschaftlich betreiben zu können. Nur so können auch derartige Kulturlandschaften erhalten bleiben.
Der Betrieb von Herrn Miehe ist auf Eiderstedt gelegen einem europäischen Vogelschutzgebiet. Dieses Vogelschutzgebiet hat eine hohe Relevanz für durchziehende Gastvögel (z.B. diverse Wildgansarten), aber auch Wiesenbrüter (Großer Brachvogel, Wiesenschnepfe, Kiebitz). Zudem kommt auf Eiderstedt die vom Aussterben bedrohte Trauerseeschwalbe vor. Aufgrund dieser hohen Relevanz werden die Flächen nach einem Managementplan bewirtschaftet der einige Bewirtschaftungseinschränkungen vorschreibt.So ist etwa nur eine eingeschränkte mechanische Grünlandpflege (Walzen und Schleppen) zulässig, die Düngung ist eingeschränkt und der Viehbesatz ist im Jahresverlauf zu beschränken. Diese Auflagen sind darauf ausgerichtet den Bruterfolg der Wiesenbrüter zu gewährleisten. Ergänzend zu diesen Bewirtschaftungsauflagen werden auch aktive Maßnahmen zur Biotopschaffung umgesetzt, dazu gehören der gezielte Anstau von Entwässerungsgräben, um ein trockenfallen im Sommer zu verhindern. Dies ist wichtig um die Funktion der Gräben als Nahrungshabitat für stochernde Wiesenvögel (z.B. Austernfischer) erfüllen zu können. Darüber hinaus werden auf den Flächen Blänken und Kleingewässer angelegt, welche ebenfalls ein wichtiges Nahrungshabitat für Wiesenbrüter darstellen.
Um die Trauerseeschwalbe auf Eiderstedt zu schützen gibt es hier zudem eine spezielle, auf diese Art ausgerichtete, Naturschutzmaßnahme. Es handelt sich dabei um die Beweidung von Grabenrändern, ohne eine Einzäunung. Das Ziel ist dabei die Grabenrandvegetation (v.a. Schilf) kurz zu halten. Durch dieses Kurzhalten der Grabenrandvegetation entstehen klare sonnenbeschienende Wasserflächen, in denen die Krebsschere, eine schwimmende Wasserpflanze, gedeihen kann. Diese Wasserpflanze wird von der Trauerseeschwalbe als „Brutfloss“ genutzt. Neben dem Aspekt des Bruthabitats dient der derart strukturierte Graben als Jagdhabitat für die Trauerseeschwalbe, denn bei kurzer Vegetation kann die Trauerseeschwalben die einzelnen Gräben abfliegen und dabei Jagd auf Kleinfische wie den Stichling machen.Auf Eiderstedt ist die zaunlose Beweidung mit der Abgrenzung durch die Gräben die traditionelle Weideform, die zu dieser einzigartigen Kulturlandschaft geführt hat, bei der sich diese seltenen Tier- und Pflanzenarten ansiedeln konnten. Heutzutage stellt sie aber eine tatsächliche Einschränkung dar, da sie mit einem höheren Gewässerpflegeaufwand (Platttreten der Grabenränder) und erhöhter Ausbruchgefahr der Weidetiere verbunden ist.Noch zu erwähnen sind die sogenannten Tränkekuhlen, die auf fast jeder Weidefläche vorzufinden sind. Sie dienen zum Tränken des Weideviehs und bieten mit ihren feuchten und dadurch weichen Rändern ein optimales Nahrungshabitat für stochernde Wiesenvögel.
Standort
Schleswig-Holstein / Deutschland