Neuntöter

Da sich der Neuntöter (Lanius collurio) besonders gern in Dornbüschen aufhält und außerdem die Angewohnheit hat, seine Beute zur Vorratshaltung auf Dornen zu spießen, erhielt er im Volksmund auch Namen wie Dorndreher oder Dornhacker.

Lebensraum und Ökologie

Der Neuntöter ist ein Charaktervogel von gebüschreichen Offenlandschaften. Er brütet bevorzugt in dichten Dornsträuchern wie Schlehen und Weißdorn. Zum Jagen benötigt er insektenreiches Offenland in der Umgebung der Sträucher. Er ist ein Ansitzjäger, der unbeweglich auf einer Warte verharrt, z.B. am Gebüschrand, und von dort die Beute in der Umgebung erspäht. Eine häufige Beute des Neuntöters sind bodenlebende Insekten wie Laufkäfer. Aber auch die Flugjagd nach großen fliegenden Insekten beherrscht er.

Sehr beliebte Lebensräume mit hoher Revierdichte sind gebüschreiche, extensiv genutzte Weidelandschaften. Dort gibt es viele Insekten und die Pfähle der Weidezäune bieten zusätzliche Ansitzwarten.

Hecken mit unmittelbar angrenzenden, hochwüchsigen Getreidekulturen sind als Lebensraum ungeeignet, da die Vögel im Getreidebestand nicht jagen können. Hingegen sind Ackerschläge mit Kleegras oder Ackergras ein sehr gutes Jagdhabitat. Manche Hecken und Gebüsche sind deshalb nur jahrweise in der Fruchtfolge besiedelt.

Der Neuntöter ist ein Langstreckenzieher und überwintert in Ost- und Südafrika. In Nordostdeutschland trifft er ab Anfang Mai in den Brutgebieten ein. Die Brutzeit erstreckt sich von Mitte Mai bis Juli, teilweise bis in den August.

Gefährdung

Der Neuntöter steht in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf der Vorwarnliste. In Brandenburg hat der Bestand von 1995 bis 2009 um 36% abgenommen. Die Ursache wird hauptsächlich in der Intensivierung der Landbewirtschaftung gesehen. Aber auch Vogelfang in Nordafrika auf den Zugrouten kann eine Rolle spielen.

Vorkommen auf den Projektbetrieben

Der Neuntöter ist auf den meisten Projektbetrieben verbreitet. Vor allem Betriebe mit gebüschreichem Grünland und extensiver Weidetierhaltung haben eine hohe Revierdichte, z.B. Gut Barz oder Gut Temmen.

Welche Maßnahmen sind besonders zur Förderung des Neuntöters geeignet?

Wichtig für den Neuntöter sind der Erhalt und die Förderung von strukturreichen Landschaften mit enger Verzahnung von Gebüschen und Offenland wie Grünland und Brachflächen. Breite Säume entlang von Hecken bieten ein gutes Nahrungshabitat bei angrenzendem Ackerbau.

In Weidelandschaften sollte zumindest ein Teil der Gebüsche vor den Weidetieren ausgezäunt werden, da die Weidetiere gerne in den Gebüschen Schutz vor der Sonne suchen und diese innen aushöhlen. Sie sind dann als Nistplatz nicht mehr geeignet.

Maßnahmen im Handbuch „Landwirtschaft für Artenvielfalt“:

  • A7       Kleegras Basis
  • A12.2  Buntbrachen und Blühstreifen
  • A13     Ein- bis mehrjährige Ackerstilllegungen
  • G1       Grünland Basis
  • G2.1    Extensive Weide im trockenen Grünland
  • L2.2     Hecken und Gebüsche
  • L4        Ungenutzte Offenflächen
  • L8.1     Säume auf mageren Standorten
  • L8.2     Säume auf besseren Standorten

NATURA2000 Schutzstatus: Vogelschutzrichtlinie Anhang I

Texte: F. Gottwald & K. Stein-Bachinger; erstellt im Rahmen des WWF-Projektes „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ 2015