Die Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) ist eine sehr hübsche und relativ große Feldheuschrecke. Die Unterseite der Schenkel sind vor allem bei dem etwas kleineren Männchen auffällig rot gefärbt.
Lebensraum und Ökologie
Sumpfschrecken leben auf feuchten Wiesen und Weiden, in Seggenrieden und auf Feuchtbrachen. Die erwachsenen Tiere bevorzugen deckungsreiche Pflanzenbestände, die Vegetation darf aber auch nicht zu dicht sein. Auf Brachflächen mit dichtem Vegetationsfilz ist die Populationsdichte sehr gering – optimal sind extensiv genutzte Bestände mit lichter Vegetation.
Auffällig sind die „Knipslaute“, die von Sumpfschrecken mit Dornen an den Hinterbeinen erzeugt werden. Dazu schleudern sie ein Bein nach hinten und ziehen die Dornen ruckartig über bestimmte Flügeladern. Beide Geschlechter sind flugfähig, lassen sich aber nach dem Aufscheuchen schnell wieder in die Vegetation fallen. Vor allem die Weibchen sind recht träge und wenig mobil.
Erwachsene Sumpfschrecken sieht man vor allem im Juli und August. Sie leben nur einen Sommer, die Eier überwintern in Bodennähe, ab Ende Mai schlüpfen die Larven.
Gefährdung
Im nordostdeutschen Tiefland und bundesweit gilt die Sumpfschrecke trotz Bestandsrückgängen noch nicht als gefährdet.
Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist die Mahd ein radikaler Eingriff in den Lebensraum der Sumpfschrecken. Viele Tiere sterben bei oder nach der Mahd, die jüngeren Larven vor allem durch Austrocknung. Erwachsene Sumpfschrecken verlassen gemähte Flächen nahezu vollständig. Ähnliche Effekte hat eine intensive Beweidung, dann haben die Tiere jedoch mehr Zeit, sich in benachbarte Lebensräume zurückzuziehen.
Vorkommen auf den Projektbetrieben
Sumpfschrecken sind auf Betrieben mit Feuchtgrünland verbreitet, z.B. auf Usedom, im Niederoderbruch und im Spreewald.
Weitere Arten in den Lebensräumen der Sumpfschrecke
Ein weiterer Bewohner von Feuchtgrünland aus der Gruppe der Heuschrecken ist der Sumpf-Grashüpfer (Chorthippus montanus). Es ist seltener als die Sumpfschrecke und anspruchsvoller in Bezug auf die Habitatqualität. Er besiedelt vor allem nährstoffarme Pflanzenbestände, die sehr lückig sein sollten.
Welche Maßnahmen sind besonders zur Förderung der Sumpfschrecke geeignet?
Die Sumpfschrecke wird sehr gefördert, wenn bei der Mahd von Feuchtwiesen Rückzugsbereiche (z.B. ungemähte Streifen) stehenbleiben. Im größeren Maßstab hat die Mosaiknutzung (auch in Form von Umtriebsweide) den gleichen Effekt – die Heuschrecken können dann bei Nutzung einer Teilfläche auf noch ungenutzte Bereiche ausweichen. Diese Maßnahmen sind auch für andere Insekten und Tiere wie Feldhasen sehr förderlich.
Hochschnitt – auch selektiv in feuchten Bereichen z.B. in der Umgebung von Gewässern – ist wichtig, um den Larven Schutz vor Austrocknung zu gewähren, vor allem bei trockener Witterung im Frühjahr.
Auf Mähwiesen ist eine frühe Nutzung im Mai (vor dem Hauptschlupf der Larven) mit anschließender langer Ruhephase bis in den August für Sumpfschrecken und andere Heuschrecken sehr vorteilhaft.
Maßnahmen im Handbuch „Landwirtschaft für Artenvielfalt“:
- G3.3 Verzicht auf Schleppen/ Walzen
- G4.1 Keine Düngung
- G4.2 Keine Düngung außer P,K
- G5.2 Ruhezeit 8-10 Wochen nach der ersten Nutzung
- G6.1 Stehenlassen von Teilflächen
- G8 Mosaiknutzung im Grünland
- G10.1 Hochschnitt großflächig
- G10.2 Hochschnitt kleinflächig
- G11 Verzicht auf Mähaufbereiter
- L6.1 Amphibienstreifen im Grünland und Kleegras
- L8.3 Säume an Grabenrändern
- L9 Schutzstreifen im Umfeld von Gewässern und Mooren